Der Anteil an Barzahlungen im Einzelhandel nimmt immer weiter ab. Nur noch 38,5 Prozent des Umsatzes¹ wurde im Jahr 2021 bar erzielt. Dennoch stehen Händler der Akzeptanz von Kartenzahlungen skeptisch gegenüber, wegen vermeintlich hoher Kartenterminal-Mieten und Transaktionsgebühren, die bei einer Zahlung mit einer Girocard oder Kreditkarte anfallen. Bargeld sei weniger aufwendig und kostenfrei. Stimmt das?
Was kostet eine Barzahlung pro Transaktion?
Eine Studie der deutschen Bundesbank² hat die Kosten von Bargeldzahlungen im Einzelhandel unter die Lupe genommen. Demnach belaufen sich diese für jede einzelne Bargeld-Transaktion im Durchschnitt auf etwa 24 Cent. Dabei entfallen 12 Cent auf den Kassiervorgang selbst, 8 Cent auf die nachgelagerte Kassenabrechnung und weitere 4 Cent auf die Bargeldentsorgung und Wechselgeldbeschaffung.
Nicht berücksichtigt wird bei dieser Berechnung die Zeit, die verstreicht, bis die Einnahmen auf dem Händlerkonto verbucht wurden.
Wie entstehen die Kosten für Bargeldhandling?
Bargeldzahlungen verursachen bei Händlern vorrangig versteckte Kosten: So setzen sie sich zusammen:
- Um Bargeldzahlungen akzeptieren und anschließend abrechnen zu können, braucht es Personal im Laden, das bezahlt werden muss. Zur Kassenabrechnung gehört das regelmäßige Zählen des Bargeld-Bestands bei jedem Schichtwechsel und das Protokollieren sowie Verpacken des Geldes nach Ladenschluss. Zeit und Kosten erhöhen sich dabei durch ein mögliches Verzählen bzw. Mehrfachzählen und das oft angewandte „4-Augen-Prinzip“.
- Das gezählte und verpackte Geld wird an Werttransporteure übergeben, wobei Transportkosten entstehen. Da immer mehr Standorte von Banken schließen, wird ihr Weg zur Geldannahme immer länger entsprechend auch die Kosten für den beauftragenden Einzelhändler.
- Zusätzlich fallen Gebühren für die Bargeldeinzahlung bei der Bank oder in sog. Cash-Centern an oder das Beschaffen von Wechselgeld. Für diesen Service berechnen Banken oftmals eine Gebühr von bis zu 3,00 % des Einzahl- bzw. Wechselbetrages zuzüglich einer Grundgebühr.
- Ferner entstehen Kosten für das dauerhafte Bereitstellen von ausreichend Wechselgeld in der Kasse, die sich üblicherweise in Münzrollenpreisen niederschlagen.
- Komplettiert wird die Aufstellung durch Kosten für Abschreibungen auf Tresore, Geldzählgeräte, Geldwaagen, Geldscheinprüfgeräte, Safebags, Kassenschubladen und Versicherungen.
All diese Kosten gehen von Ihrem Gewinn ab.
Versteckte Kosten: Bargeldzahlungen als Fehlerquelle & Sicherheitsrisiko
Im Tagesgeschäft können Barzahlungen zu Fehlbeträgen im Bargeldbestand führen – verursacht durch ein fehlerhaftes Bestücken der Kasse oder falsche Ausgabe von Rückgeld. Bereits einer dieser Fehler sorgt dafür, dass die Kassenübergabe bei Schichtwechsel zeitaufwändiger wird und der abendliche Kassenabschluss nicht stimmt. Unbeabsichtigt könnte es auch zur Annahme von Falschgeld kommen. Im Einzelhandel kommt es dadurch, laut Bundesbankstudie, jährlich zu Bargelddefiziten in Höhe von 17 Millionen Euro.
Zudem sind Barkassen immer auch ein Sicherheitsrisiko: Beim Vorhalten von Bargeld besteht die Gefahr eines Raubüberfalls, sowohl innerhalb des Geschäfts als auch auf dem Weg zur Bank. Risikovermindernde Sicherheitsvorkehrungen sind wiederum mit Kosten verbunden.
Fazit: Keine Bezahlmethode ist kostenlos
Zum Abschluss lässt sich schlussfolgern, dass auch Barzahlungen Geld kosten und Aufwand erzeugen – wahrscheinlich mehr, als viele Händler erwarten. Ob eine Zahlung mit Bargeld die günstigere Variante ist, hängt auch vom Produktpreis ab. Bei kleineren Summen ist Bargeld die günstigere Alternative, da die Fixkosten für die Bargeldhaltung im Durchschnitt geringer sind als die Gebühren, die pro Kartenzahlung anfallen. Bei höheren Beträgen ist die EC-Karte klar im Preisvorteil. Deshalb ist eine Kombination aus beiden Zahlmöglichkeiten und das Anbieten von Kartenzahlungen, oder zumindest das Auseinandersetzen und Gegenüberstellen von Kosten, sehr sinnvoll.